01.11.2018

Architektur und Landschaft verbinden

Wie der Standort die Planung beeinflusst

Jeder Standort verfügt über Besonderheiten, die Architekten bei der Planung beachten müssen – seien es landschaftliche Gegebenheiten oder der umliegende Baubestand. Architektur ist nie losgelöst von der Umgebung, in der sie sich befindet.

Das Auwald Sportzentrum in Gundremmingen befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Birkenwald entlang der Donau.

Das Auwald Sportzentrum in Gundremmingen befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Birkenwald entlang der Donau.

Bei der Planung des Neubaus des Auwald Sportzentrums in der schwäbischen Gemeinde Gundremmingen galt dieser Grundsatz ganz besonders: Direkt neben dem Grundstück, auf dem auch die bisherigen Vereinsheime der Gemeinde gestanden hatten, grenzt der Auwald entlang der Donau. Der Wald ist als Landschaftsschutzgebiet deklariert. Bauvorhaben sind dort strengen Auflagen unterworfen.

Zunächst hatten sowohl die Naturschutzbehörde als auch das Landratsamt erhebliche Einwände, als die Gemeinde Gundremmingen an diesem Standort ein neues Sportzentrum bauen wollte: Der Neubau beeinträchtige die Natur und könne deshalb nicht befürwortet werden, hieß es von Seiten der Behörden.

Naturnahe Planung war gefragt

Das Planungsteam von SCHUSTER engineering war nun gefordert, einen Entwurf vorzulegen, der sich bestmöglich in die Landschaft einfügt und die umliegende Natur möglichst wenig stört. Tatsächlich gelang dem Planungsbüro ein Entwurf, den die Behörden genehmigten und das Bauvorhaben konnte umgesetzt werden:

Das von SCHUSTER geplante Sportzentrum nimmt sich zum Auwald hin sehr zurück. Es wächst sozusagen aus dem Auwald heraus, indem das Dach der Sporthalle bogenförmig ansteigt und zum Auwald hin begrünt ist.

Auch ein großer Teil des Foyers ist so geplant, dass das Dach von Bewuchs bedeckt ist. Wer also vom Wald aus auf die Anlage blickt, nimmt die Größe des Objekts nicht wahr. Dadurch fügt sich das Sportzentrum harmonisch in die Natur und macht nicht den Eindruck eines Fremdkörpers.

Zum Auwald hin nimmt sich das Sportzentrum in Gundremmingen sehr zurück. Die Begrünung sorgt für eine zusätzliche Verbindung.

Zum Auwald hin nimmt sich das Sportzentrum in Gundremmingen sehr zurück. Die Begrünung sorgt für eine zusätzliche Verbindung.

Die Struktur des Birkenwaldes setzt sich fort  in der Architektur

Für die Betonfassade der Sporthalle entwickelte das Team von SCHUSTER engineering eine außergewöhnliche Idee: Die Struktur des angrenzenden Birkenwaldes setzt sich in den Beton-Sandwich-Elementen in der Art eines Reliefs, das die dort typischen Birkenstämme zeigt, fort und wird damit Bestandteil des Gebäudes.

Sigrid Baumgärtner, die verantwortliche Architektin, fertigte dazu mehrere Entwürfe, um zu klären, ob das Birkenrelief in die Fassade eingelassen oder erhaben dargestellt werden sollte. Nach der Anfertigung einiger Musterplatten entschied sich das Team für ein erhabenes Relief.

In der Betonfassade des Sportzentrums setzt sich das Relief der Birkenstämme aus dem angrenzenden Auwald fort.

In der Betonfassade des Sportzentrums setzt sich das Relief der Birkenstämme aus dem angrenzenden Auwald fort.

Die Sandwich-Elemente der Betonfassade bestehen aus einer acht Zentimeter dicken Betonvorsatzschale mit der Reliefstruktur, einer 14 Zentimeter starken Styropor-Dämmung und einer 20 Zentimeter dicken Tragplatte. So entstand eine verhältnismäßig kostengünstige Fassade, die sich perfekt in die Umgebung einfügt und gleichzeitig das naturnahe Konzept des Auwald Sportzentrums symbolisiert.

Architektur-Projekte mit Bezug zur Region – Bauen im Bestand

Die Umgebung einbeziehen, Elemente aufnehmen, transformieren, weiterentwickeln: Als bewusst auch regional planendes Unternehmen arbeitet das Team von SCHUSTER engineering stets daran, dem unmittelbaren Wirkungsumkreis in seinen Bauprojekten gerecht zu werden. Das gilt für die Region zwischen Krumbach und Günzburg, den sogenannten „Schwäbischen Barock-Winkel“, ganz besonders. Doch auch über die Grenzen der eigenen Heimat hinaus – bei der Planung kommt es immer darauf an, nicht nur die Landschaft, sondern auch den lokalen Baubestand mit den dort üblichen Merkmalen ernst zu nehmen.

Ein Beispiel dafür ist die Planung einer Pflegeeinrichtung in Altötting. Hier hatten weniger die landschaftlichen Besonderheiten Einfluss auf die Architektur, als vielmehr die umliegenden Gebäude: Ein modernes vierstöckiges Wohn- und Pflegeheim mit Tiefgarage entstand direkt neben der Klosterkirche der „Schwestern vom Heiligen Kreuz“. Optimale Funktion hatte bei dem Neubau höchste Priorität. Gleichzeitig war bei dieser Art des Bauens im Bestand die Denkmalpflege von großer Bedeutung.

Das Haus St. Maria in Altötting dient als Wohn- und Pflegeheim und passt dich durch seine Architektur an die benachbarte Klosterkirche an.

Das Haus “St. Maria” bietet durch seine Architektur eine optimale Funktion als Wohn- und Pflegeheim. Gleichzeitig fügt es sich stimmig in den Baubestand ein.

Es galt, historisch Gewachsenes mit den Ansprüchen moderner Architektur zu verbinden. Scheinbare Gegensätze prallten aufeinander. Die Spannung, die sich daraus ergab, in einem stimmigen Gesamtkonzept aufzulösen, war bei der Umsetzung des Provinz- und Missionshauses „Heilig Kreuz“ in Altötting eine besonders reizvolle Herausforderung. Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie stark der Standort die Planung beeinflusst.